Residenzen

Das Residenzen-Programm ist eine Kernstrategie des ID_Tanzhaus, um den verschiedenen Akteur*innen der lokalen freien Szene Möglichkeiten und Ressourcen zu eröffnen.

Im Rahmen eines Verfahrens mit einer offenen Ausschreibung sind regionale Projektinitiator*innen, die mit Tanz und Performance experimentieren, eingeladen, sich zu bewerben, egal in welcher Phase ihrer Karriere sie sich befinden.

  • Wir legen Wert auf eine inklusive Anwendung des Begriffs "Tanz". Man muss kein*e akademisch ausgebildete*r Tänzer*in sein, um einen wertvollen Beitrag im Bereich Tanz und Choreografie zu leisten. Natürlich respektieren wir jedoch auch die Tänzer*innen mit jahrelanger Ausbildung und unterstützen innovative Menschen, die sich mit ihrer Arbeit innerhalb traditionellerer Formen bewegen. 
  • Besonders willkommen sind uns aufstrebende Künstler*innen, die neu in der unabhängigen Produktion innerhalb öffentlicher Förderstrukturen sind.

Die Residenzen sollen Raum für marginalisierte Perspektiven und Identitäten sowie für Tanzschaffende unterrepräsentierter oder experimenteller Subgenres jenseits der Hegemonie von klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz bieten.

Für Arbeit und Proben stellt das ID_Tanzhaus den Kunstschaffenden die räumliche und technische Infrastruktur zur Verfügung, um ihr Projekt in speziell für Tanz geeigneten Räumen zu realisieren. Die Residenz beinhaltet professionelle Unterstützung auf administrativer, technischer und künstlerischer Ebene, je nach Wunsch des jeweiligen kreativen Teams.

Open Studios geben am Ende der Residenz Einblicke in den kreativen Arbeitsprozess, den aktuellen Stand der Recherche oder laden zur Diskussion verschiedener Themen ein. Das Format ist den beteiligten Gruppen überlassen, in der Vergangenheit gab es bereits Diskussionen, Präsentationen, Livestreams kompletter Arbeiten oder Workshops oder Trainingsangebote. Die Open Studios fanden zunächst ausschließlich  digital statt, seit 2023 jedoch vor Ort im Studio oder an einem anderen Veranstaltungsort. 

Das ID_Tanzhaus ist bestrebt, weniger voreingenommene Arten des Peer-Auswahlverfahrens zu finden und hat ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren entwickelt, bei dem eine vierköpfige Jury die Konzepte bewertet und jeweils ein bis zwei Sätze Feedback formuliert, die den Bewerber*innen auf Wunsch zugeschickt werden, damit anhand dessen weiter an den Konzepten gearbeitet werden kann, auch wenn sie vielleicht nicht für das Residenzprogramm ausgewählt wurden.

Residenzen 2025

Amelia Uzategui Bonilla und Hannah Dewor (von links nach rechts) in einem Moment der Balance und Verbindung. Amelia lehnt sich mit ausgestrecktem Bein zur Seite, gestützt von Hannahs stabilem Stand. Ihre verschränkte Körperhaltung zeugt von Stärke, Vertrauen und Präzision. © Robert Schittko

Hannah Dewor & Amelia uzategui Bonilla: Elastics are like membranes (AT)

Hannah Dewor und Amelia Uzategui Bonilla schließen sich für ihre künstlerische Recherche mit einem Team aus behinderten und nichtbehinderten Performer*innen zusammen. Gemeinsam untersuchen sie, wie zwischenmenschliche Aushandlungsprozesse zu Themen wie Konflikt, Zustimmung, Barrieren und Zugänglichkeit über elastische Bänder und kreative Audiodeskription spür-, hör- und sichtbar werden. Sowohl die Zugbänder als Impulsgeber und Bewegungsinitiatoren als auch unterschiedliche Ansätze der Audiodeskription sollen auf ihr Potenzial als „aesthetic of access“ (Ästhetik der Barrierefreiheit) ausgetestet werden. Und: Bei welcher künstlerischen Konzeption können sie landen, wenn auf Zustimmung basierende, kollaborative Prozesse zur Grundlage erklärt werden?

Hannah Dewor

Als Tänzerin, Choreografin und Tanzdozentin ist Hannah Dewor seit über zehn Jahren überwiegend in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet tätig. Ein besonderer Fokus ihrer tänzerischen Praxis liegt auf der Zusammenarbeit mit Menschen mit und ohne Behinderung. Von 2014 bis 2022 übernimmt Hannah Dewor die künstlerische Co-Leitung des mixed-abled Ensemble Barefeet. Ihr mixed-abled Tanzworkshopformat mit Zugbändern (Pull & Release) konnte sie an den Staatstheatern Wiesbaden und Darmstadt und beim „Frankfurter Tanzsommer“ (Co-Teaching Karoline Hinkfoth) teilen. Mit der Teilnahme am Qualifizierungsprogramm für Audiodeskription im Tanz (Künstler*innenhaus Mousonturm) erweiterte sie ihren Arbeitskontext und integriert in diesem Kontext ihren Wahrnehmungsstil als sehbehinderte Tänzerin. 2023 schloss Hannah Dewor eine Weiterbildung zur Intimacy Coordinator für Film und Fernsehen ab (culture change hub Berlin) und ergänzte diese um Aufbaumodule für Intimacy Choreography für Theater, Tanz und Live-Performances (Theatrical Intimacy Education USA). 2024 kollaborierte Hannah Dewor erstmals mit T.I.A. dance productions/Amelia Uzategui Bonilla für die Produktion „Interrupting the Thrill of Exactitude“.

Amelia Uzategui Bonilla

Geboren in Lima, Peru, ist Amelia Uzategui Bonilla seit 2007 professionell in Tanz und Performance tätig und trat in den USA, Südamerika und Europa auf. Als Tänzer*in hat Amelia Uzategui Bonilla mit renommierten Künstler*innen wie Marina Abramović, Anna Halprin und Tino Sehgal zusammengearbeitet und performt aktuell mit Elsa Artmann, Zwoisy Mears-Clarke und T.I.A. dance productions in Deutschland sowie mit NAKA Dance Theater in den USA. Amelia Uzategui Bonillas Arbeit setzt sich mit Perus afro-indigener Geschichte, künstlerischen Praktiken, Kolonialität, Migration, Diaspora, Somatik und künstlerischem Aktivismus auseinander mit einem besonderen Fokus auf Queere, Behinderte und BiPoC-Perspektiven. 2024 war Amelia Uzategui Bonilla Mitbegründer*in von T.I.A. dance productions, einem Kollektiv, das sich mit Ästhetiken der Barrierefreiheit und Intersektionalität in Bühnenproduktionen und Bildungsprogrammen auseinandersetzt. Amelia Uzategui Bonillas Arbeiten wurden unter anderem vom Künstler*innenhaus Mousonturm und dem Implantieren Festival koproduziert. Zudem war Amelia Uzategui Bonilla zuletzt in Residenzen bei HELLERAU, PACT Zollverein (mit Mears-Clarke) und dem MANCC Choreographic Center in Florida (mit NAKA Dance Theater) vertreten.

Open Studio am Samstag, 24.05.205, 17 Uhr im Frankfurt LAB (Halle 1)

Pauline Michel &Vilma Ehnberg: Rock Bottom

„Rock Bottom“ spielt mit der potenziellen Energie unseres Gewichts und der Gedankenflut in unseren Köpfen. Wir suchen nach Wegen, wie wir Zustände körperlicher Schwere und mentaler Last in Bewegung umwandeln können - in der Überzeugung, dass Schwere ein Motor und Bewegungsantrieb sein kann. Wir tauchen in die Schwere unserer Gedanken ein, schaukeln und wiegen im Rhythmus unserer Köpfe.

Pauline Michel und Vilma Ehnberg haben im Frühjahr 2024 ihren Abschluss an der Danish National School Of Performing Arts gemacht. Als Tänzerinnen und Performerinnen arbeiten sie zwischen Frankfurt, Kopenhagen und Stockholm. Ihre kollaborative Arbeit ist inspiriert von Schwerkraft, Groove und Humor. Sie arbeiten mit Bewegungen wie Hin- und Herschaukeln, Fallen und Zusammenstoßen, wobei sie somatische Methoden und Verspieltheit als eine Art der Zusammenarbeit nutzen.

Open Studio am Samstag, 24.05.205, 17 Uhr im Frankfurt LAB (Halle 1)

Dr. Adriana Almeida Pees, deutsche und brasilianische Staatsbürgerin, ist seit 2017 künstlerische Leiterin und Tanzkuratorin der Tanzabteilung am Theater Freiburg und war künstlerische Leiterin der Tanzplattform Deutschland 2024. Sie ist zudem als Jurymitglied für nationale und internationale tanzbezogene Wettbewerbe und Projekte tätig und arbeitet seit vielen Jahren professionell im Bereich Tanz als Lehrerin, Tänzerin, Tanzwissenschaftlerin, Choreografin, Kulturproduzentin und Kuratorin.

Zwoisy Mears-Clarke versteht sich als Choreograf*in von Begegnungen. Dies beschreibt Zwoisys Arbeit sowohl in Community-Kontexten als auch als Tanzschaffende*r. Zwoisy stellt in Tanzstücken, Stammtischen, Workshops und anderen Formaten Begegnungsräume her, in denen das Nicht-Normative, Unbeachtete und Ungehörte immer willkommen ist.

Dr. Elisabeth Nehring, Autorin, Tanzkritikerin, kulturpolitische Moderatorin und Koordinatorin. Seit 2019 leitet sie die Fachstelle Tanz Mecklenburg-Vorpommern. 2018 steuerte und koordinierte sie im Team den Runden Tisch Tanz in Berlin, einen partizipativen Prozess unter breiter Beteiligung von Kulturpolitik, Verwaltung und Tanzexperten zur Entwicklung eines Konzepts für den Tanz in Berlin.

Lisa Rykena arbeitet als freischaffende Tänzerin, Performerin und Choreografin. Gemeinsam mit sehenden, blinden und sehbehinderten Künstler*innen und Aktivist*innen erforscht sie, wie Tanz durch Audiodeskription in Worten und Klängen beschrieben und zugänglicher gemacht werden kann.

Residenzen 2024

(c) Ana Paula dos Santos

Yearning Yesterdays I آرزوی دیروزها I Sehnsucht nach Gestern

Inmitten flüchtiger Fäden entfaltet sich die biografisch inspirierte Solo-Performance von Shivā Amiri. Ein intimes Tableau biografischer Erinnerungen um das Thema Verlust – eine urmenschliche Erfahrung. Performer*in wechselt nahtlos zwischen Monologen und performativen Gesten, navigiert durch die Lücken des Gedächtnisses, die Abdrücke der Flucht. Träume von Gestern werden dokumentarisch beleuchtet, während die Heilung im Schmerz mitschwingt. Die Suche nach Antworten gleicht einem vorsichtigen Tanz durch verborgene Geheimnisse.

Shivā Amiri (keine Pronomen)

Interdisziplinäre Künstler*in, Tänzer*in, Performer*in, Dramaturg*in und Empowermentstrainer*in.

 

(c) Cacá Bernardes

Mutirão, what if the technician's labor became dance?

‚‚Mutirão“ kann mit ‚gemeinsame Anstrengung‘ übersetzt werden. Es bezieht sich auf eine durch Arbeit und Zusammensein herbeigeführte Zusammenkunft. Uns mit südamerikanischen „Tänzen der Arbeit“ befassend und traditionelle Formen mit zeitgenössischem Tanz verbindend, spekulieren wir über die Fabulierung eines sozialen Tanzes, der auf mit der Bühnenarbeit verbundenen Bewegungen und Anstrengungen basiert.  Durch das Teilen von Rhythmen und die Einladung zum Mitmachen werden Beziehungsweisen durch kollektive Arbeit zurückgefordert.

Laura Salerno (1990, Brasilien) ist eine in Gießen lebende Künstlerin, die forschungsbasierte Projekte in Form von Performances und Installationen durchführt. Auf der Suche nach nicht-dominanten Modi des Machens, Denkens und Wahrnehmens sind ihre Produktionen an der Schaffung von Kontexten und Affekten interessiert. Dabei versteht sie ihre Arbeit als eine Möglichkeit, Welten zu (er-)proben und Beziehungen zu aktivieren. Seit 2016 arbeitet sie auch als Lichtdesignerin in verschiedenen Projekten und mit verschiedenen Künstler*innen zusammen. Derzeit studiert sie den Masterstudiengang Choreographie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Universität Gießen.

 

Anajara Amarante ist ein*e chronisch kranke*r Künstler*in aus Brasilien, lebt in Berlin. Das wichtigste Arbeitsmittel ist der sich bewegende Körper, wobei sie berufliche Interessen mit dem Persönlichen und Politischen verschränkt: queere, dissidente Körper, marginalisierte Gemeinschaften und Kunstpraktiken.

Melmun Bajarchuu bewegt sich an den Grenzbereichen von Kunst, Theorie und Politik als Denkerin und Diskurspartnerin und übernimmt in kollaborativen künstlerischen Prozessen diverse Rollen, u.a. als critical companion, Kuratorin und Produktionsleitung.

Prof. Dr. Leonard Cruz (PhD in Urban Education with a focus on Performing and Creative Arts) ist spezialisiert auf bürgerschaftliches und gemeinschaftliches Engagement durch kreative und expressive Künste und glaubt an lebenslanges Spielen und Lernen. Zurzeit ist Cruz Professor und Fachbereichsleiter für Tanz und Theater in der Gesellschaft an der HKS-Ottersberg.

Nora Tormann ist ein*e in Berlin ansässige*r Choreograf*in, Tanzdramaturg*in und Kurator*in. Ausgebildet in politischer Philosophie und zeitgenössischem Tanz bewegt sich Noras Praxis an den Schnittstellen von künstlerischer und theoretischer Forschung.

Residenzen 2023

(c) Dayana Mankovska. Ein Foto-Porträt einer jungen Frau, die draußen in einer städtischen oder industriell anmutenden Umgebung steht. Nur ihr Oberkörper ist zu sehen, er ist frontal zur Kamera ausgerichtet. Der Wind scheint von Filippovas linker Seite zu kommen und ihr langes, blondes Haar ins Gesicht zu wehen und es teilweise zu verdecken. Ihr Blick wirkt trotzdem sehr fokussiert. Sie trägt ein weißes Tanktop und hat Tattoos auf beiden Oberarmen.

Mariia Filippovas Open Studio findet am Donnerstag, 14.12. um 19 Uhr im Z-Zentrum (Schmidtstraße 12, 60326 Frankfurt am Main - gleich hinter dem Frankfurt LAB) statt - ihr seid herzlich eingeladen einen Einblick in ihre Arbeit zu bekommen!
Wir werden den Film "Vodurudu" (von Anatolii Savichko und Apache Crew, von der Filippova ein Teil ist) zeigen und anschließend ein Künstlerinnengespräch abhalten, das zu einem entspannten gemeinsamen Austausch mit kleinen Snacks werden soll.

Dauer: ca. 90 - 120 Minuten. Der Film wird in ukrainischer Sprache mit englischen Untertiteln sein. Das Gespräch wird in englischer Sprache gehalten.

WICHTIG: Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Wir bitten daher um Anmeldung über diesen Link: https://tanzhausfrm.limequery.com/338211?lang=de

 

"Vodurudu" ist ein Ballettfilm mit folkloristischen und improvisatorischen Elementen. Durch den Ausdruck der Folklore in Musik und Tanz wird das Werk zu einem Akt der Wiederbelebung der ukrainischen Kultur, eingefangen im Rahmen eines Filmformats.
Eine Gruppe von Streetdancern verschiedener Genres versammelt sich in der Stadt, geeint durch den Impuls der Bewegung. Die Bewegung wird schnell spezifisch, sie verwandelt sich in eine Suche. Diese Suche führt die Gruppe zum Werk des klassischen ukrainischen Komponisten Mykola Dmytrovych Leontovych, der nicht nur für "Shchedryk" (in der englischsprachigen Welt als "Carol of the Bells" bekannt), sondern auch für seine Liturgie bekannt ist - die erste, die speziell in der modernen ukrainischen Sprache komponiert wurde. Die Aufgabe der Tänzer*innen ist die Übersetzung, der Versuch, die Erinnerung an die ukrainische Melodie und Poesie in die Gegenwart zu bringen und den tief verwurzelten Geist, Charakter und Willen des ukrainischen Volkes für die moderne Welt zu übersetzen.
Dieses plastische Werk der Reflexion wurde 2021 uraufgeführt und war dem 100. Jahrestag der brutalen Ermordung des Vaters der ukrainischen Melodie, Mykola Leontovych, gewidmet.

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Trailer für den Film "Vodurudu"

Das Foto ist ein Porträt von Anna, die draußen steht und lächelt. Im Hintergrund des Bildes sind unscharfe Bäume und ein blauer Himmel zu sehen. Anna hat kurzes braunes Haar und die Sonne scheint in Annas Gesicht.

Veltroyer

Wie trauern wir um eine Welt, die sich im ökologischen Kollaps befindet? Kann das Praktizieren von Trauer zu einem tieferen Gefühl von doikayt (jiddisch, "Hierheit") führen? Wir versuchen, an traditionelle jüdische Konzeptionen von Ökologie und Trauerritualen anzuknüpfen und eine zeitgenössische Trauerzeremonie um eine Welt zu schaffen, die mehr als nur menschlich ist. Welche verlorenen Traditionen und Ontologien könnten es uns ermöglichen, zu "Menschen des Landes" zu werden, ohne Besitz und Souveränität? Welche Praktiken des Trauerns könnten Wege der Beziehung wiederherstellen?

Mit Anna Lublina und Jerry Lieblich

Open Studio: Donnerstag, 01.06.23 17:00 h, Die Druckerei. Mehr Infos auf unserem Tanzkalender.

Auf dem Foto steht Raha vor einer hellbeigen Wand. Rahas Haare sind lang und dunkel, Raha trägt ein lachsfarbenes T-Shirt. Raha schaut nicht direkt in die Kamera, sondern ist leicht nach links gedreht, wohin auch Rahas Blick gerichtet ist.

over and over and over

In „over and over and over“ sehnen sich drei Performer*innen nach einem Kanal, um sich einzustimmen, um das singuläre Gewicht ihres Wartens zu einer kollektiven Erfahrung zu machen. Dabei geht es um die vom Warten geprägte Erfahrung von Zeit, um die in sie eingewobenen Machtverhältnisse und die wichtigen politischen Fragen und Forderungen, um zu verstehen, worum es beim Warten geht. Das Warten auf eine Zusage, das Warten auf einen Termin für ein Visum, das Warten auf ein weiteres Jahr, das Warten darauf, dass mein Fall zur Sprache kommt, das Warten darauf, dass meine Nummer aufgerufen wird, das Warten darauf, dass der Morgen anbricht. Wie viele andere warte ich immer noch darauf, dass unsere Stimmen gehört werden und dass sich ein Gefühl der Ruhe und Zugehörigkeit in unserem Körper einstellt. Wie können wir die Erfahrung des Wartens als eine Form des Widerstands im Körper verstehen?

Konzept und Choreografie: Raha Dehghani Vinicheh

Performance: Raha Dehghani Vinicheh, Nastya Dzyuban, Joana Ferraz

Dramaturgie: Anna Lublina

Kostüme: Laura Stellacci

Soundkomposition: Shaahin Peymani

Videodokumentation: Maryam Katan

 

Open Studio: Mittwoch, 17.05.23 20:00 h, Die Druckerei. Mehr Infos auf unserem Tanzkalender.

FIGURING TIT OUT

„FIGURING TIT OUT” untersucht die Gestaltung eines Beziehungsraums, in dem Live-Musik und Bewegungsfor- schung als Methoden für eine spiele- rische Begegnung zwischen verschie- denen Tittenkörpern und anderen Erscheinungsformen von Titten (tits) jenseits des Körpers neu gemischt werden. Indem sie durch die Frequenzen des Theremins im Raum navigieren, können FLINTA*- und queere BIPOC Teilnehmer*innen aufmerksame Zu- stände der Interaktion erleben, während sie zuhören, sich bewegen und Klänge durch ihre Körper erzeugen.

Performance: Tetta, Kemelo Sehlapelo, Rheremita Cera, Abhinav Sawhney.

Open Studio: Sonntag, 21.05.23 17:00 h, Die Druckerei. Mehr Infos hier auf unserem Tanzkalender.

Das Open Studio ist nur für FLINTA* und die queere BIPOC community!

Mehr zu unserem Auswahlverfahren:

Das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main ist bestrebt, weniger voreingenommene des Peer-Auswahlverfahrens zu finden. Im Frühjahr 2023 wurden die Residenzkünstler*innen erneut von einer vierköpfigen Jury in einem anonymisierten Bewerbungsverfahren ausgewählt. Insgesamt erreichten uns 38 Bewerbungen.


 Die Jury bestand aus:

  • Callie Arnold, Tänzerin und Choreografin, Tamalpa Life/Art Practitioner,  Tanztherapeutin (BTD), "Somatic Movement Educator and Therapist"  (ISMETA), und Tanzpädagogin
  • Rose Beermann, Choreographin, Regisseurin und Dramaturgin
  • Mirrianne Mahn, politische Aktivistin, Theatermacherin und Referentin für  Diversitätsentwicklung
  • Yvonne Sembene, Tänzerin und Künstlerin

Das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main vergibt zwischen Mai und November 2022 insgesamt sieben Residenzen an regionale Tanz- und Performanceprojekte. Die sehr unterschiedlichen künstlerischen Konzepte beschäftigen sich mit zeitgenössischen Themen und zielen darauf ab, Gewohnheiten zu hinterfragen, Barrieren abzubauen und Traditionen zu verändern. Zum Ende der Residenzen werden die Ergebnisse als Digital Open Studio online präsentiert.

 

Shivā Amiri: Trans in Trance

Eine intime Tanzeinladung zum Verbinden. Inspiriert von Sufi-Tänzen kreiert Shivā Amiri einen Moment, indem Performer*in und Zuschauer*in gemeinsam in Trance fallen. Die Zu- schauer*innen werden durch Tanz, Trance & Storytelling eingeladen, sich tänzerisch zu verbinden und ihr anderes Ich zu entdecken. Ein Ich, das Diskriminierung, Rassismus & Flucht, nicht mehr nur als das Problem von Anderen sieht, sondern die eigene Beteiligung darin erkennt.

 

Carlos Díaz: The Vallejo Readings

Eine neue Art, Poesie zu erleben. Tanz schafft ein physisches Bild der Verse des peruanischen Dichters César Vallejo. Das Publikum soll durch die beiden lyrischen Sprachen gleichzeitig erreicht und durch eigenes Vortragen und Bewegung in den kreativen Prozess einbezogen werden. Anhand der Texte von Vallejo, selbst ein Künstler mit Migrationserfahrung, möchte Díaz Empathie für die Erfahrungen von Migrant*innen aus dem Globalen Süden schaffen.

 

Michelle DiMeo: Experiencing Kinesthetic Empathy: Dance and the Visually Impaired

„Experiencing Kinesthetic Empathy“ befasst sich mit Tanz und Menschen mit Sehbehinderung. Die künstlerische Untersuchung konzentrierte sich auf die Entwicklung von Möglichkeiten, Menschen mit erheblichen Sehbehinderungen umfassend in Tanz- und somatische Bewegungspraktiken einzubeziehen, und auf die Frage, was durch diesen Prozess über kinästhetische empathische Empfindungen gelernt werden kann.

 

Eslam Elnebishy: Matter of Perspective

Das Ziel der Residenz war es, Material zu erforschen, das die Beziehung zwi- schen Emotionen und dem Körper de- finiert, und zu erforschen, wie Gefühle und Emotionen den Körper formen können und welche Möglichkeiten es gibt, sie auszudrücken und zu leben. Die Künstler*innen untersuchten ver- schiedene Arten, sich individuell und kollektiv einer emotionalen körper- lichen Erfahrung zu nähern und er- forschten verschiedene Darstellungen und Manifestationen dieser Beziehung. Eslam Elnebishy arbeitete in seiner Residenz mit Areti Athanasopoulou, Eri Funahashi Geen, Bilal El Had, Anya Masson, Alexander Piasente, Johannes Schropp und Laura Stellacci zusammen.

 

Ida Kaufmann, Laura Mirjana Hrgota-Jannene, Joanna Gruberska: Pink Fluffy Cut and Destroy

Das überwältigende Gefühl von Apathie. Was kann uns helfen, aus diesem Gefühl herauszukommen? Kann Kämpfen ein Weg sein, uns wieder mit unserem Kampfgeist, mit unserer körperlichen und geistigen Stärke zu verbinden? Wir wollen verschiedene körperliche Erfahrungen wie Gefühle von Frustration, Ohnmacht und Hoffnung ausdrücken. Ein Hin und Her zwischen Theorie sowie emotionaler und körperlicher Forschung. Ein Tanz um sich körperlich mit dem Publikum zu verbinden, ein Tanz als Teil des Kampfes, als Weg, um Hoffnung und Kraft zu gewinnen.

Mara Kirchberg: Swallowing a Barbed Wire - How do we dance with monsters?

„Swallowing a Barbed Wire“ ist eine Erforschung der Materialität von Angst, die vom Bauch ausgeht. Sie bildet eine Gegenbewegung zum schwer fassbaren Moment, indem sie konkrete körperliche Stressreaktionen aufgreift. Kurzatmigkeit, Muskelverspannungen, Übelkeit, Schwindel, Ohrensausen, Taubheit oder Zittern werden mittels Bewegung, Stimme sowie Noise Sound erforscht und transformiert. Die Praxis der (De-)Monstra- tion von Angst bringt eine monströse Materie als Akt des Widerstands und der Ermächtigung hervor. Mara Kirchberg lud Raha Dehghani, Hanna Launikovich, Johannes Schropp, Alex Piasente-Szymański und Gisèle Gonon zur Teilnahme an der Residenz ein.

 

Clara Reiner,  René Alejandro Huarí Mateus, Jacob Bussmann und Frédéric De Carlo: local dancing

„local dancing“ lädt zu fiktiven Kreis- tänzen ein, die durch die Zeit reisen und nachklingen. Sie dienen dem gemeinschaftlichen Vergnügen. Kürzlich wurden sie mit Nachbar*innen vom Implantieren Festival in Wiesbaden, Offenbach und Frankfurt am Main getanzt.


Zusätzlich erhält Künstler*in, Performer*in und Aktivist*in Antonina Baever eine Residenz, die das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main in Kooperation mit der Non-Profit Organisation Artists at Risk vergibt.

Auswahlverfahren

Das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main ist bestrebt, weniger voreingenommene des Peer-Auswahlverfahrens zu finden. Im Jahr 2022 wurden die Residenzkünstler*innen erneut von einer vierköpfigen Jury in einem anonymisierten Bewerbungsverfahren ausgewählt.

Im Jahr 2022 bestand die Jury aus:

  • Olivia Hyunsin Kim, freie Choreografin und Performerin
  • Quindell Orton, freie Choreografin und Tänzerin
  • Melanie Suchy, Tanzjournalistin
  • Takao Baba, freier Choreograf und Tänzer

Die Slideshow zeigt Portraits von jede*r Residenzkünstler*in.

Fotocredits:

  • Abril Lukac: Hanna Lukac
  • Carlos Díaz: FrameChaser Photography
  • Clara Reiner, René Alejandro Huarí Mateus, Jacob Bussmann, Frédéric De Carlo: René Alejandro Huari Mateus
  • Ida Kaufmann: Maciej Rusinek
  • Eslam Elnebishy: Ahmed Alsaaty
  • Joanna Grubowska: Hansjörn Rindsberg
  • Mara Kirchberg: Gisèle Gonon
  • Michelle DiMeo: Hansjörn Rindsberg
  • Shivā Amiri: Shivā Amiri
Ein Raum mit weißen Wänden, einem Fenster, drei aufgeklebten Teppichen auf dem dunklen Boden. Durch die geöffnete Tür sieht man zwei Personen.

Foto aus der Forschungsphase der virtuellen Performance ,,Kitchen-Ing Questions", von I. Daniel, Z. Užbinec, T. Stoyanov

Ausgewählte Künstler/Initiator*innen der Residencies 2021

Hier klicken für die vollständigen Projektbeschreibungen

Ana Clara Montenegro, Camilla Fiumara, Diana De Fex, Judith Nagel mit der Plattform re-dance, Laura Hrgota-Jannene, Maria Kobzeva, Saakib Sait, Vlasova/Pawlica

Die Slideshow zeigt Fotos von allen Residenzkünstler*innen, die während ihrer Zeit bei uns entstanden sind .